Unternehmensportrait - Ausgabe Juli 2025

Volante GmbH & Co. KG: Innenräume, die bewegen

Von Windischeschenbach in der Oberpfalz in die ganze Welt: Die Firma Volante fertigt seit 1998 dekorative und funktionelle Bauteile für Züge, Straßenbahnen, U-Bahnen und weitere Schienenfahrzeuge, die international zum Einsatz kommen. Seit zehn Jahren leiten Erich Sperber und sein Sohn Michael Sperber das Unternehmen gemeinsam.
Wer mit dem Zug reist, will nicht einfach nur von A nach B kommen. Immer mehr Reisende nutzen die Zugfahrt als Aufenthaltsort: Übernachtungen in Schlafwagen oder Remote-Arbeit während der Fahrt gehören heute zum Alltag. „Es gibt sogar Luxuszüge, die durch die Schweiz oder die Rocky Mountains fahren. Die Fahrt erinnert an eine luxuriöse Kreuzfahrt – der Transportweg ist die Schiene“, sagt Michael Sperber, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Erich Sperber leitet. All diese Trends wirken sich auch auf die Innenausstattung in den Bahnen aus. „Damit die Menschen arbeiten können, brauchen sie zum Beispiel Steckdosen an ihrem Platz und die Fensterscheiben müssen funkdurchlässig sein.“ Neue Konzepte für die Innenausstattung der Bahnen sind gefragt. Die Firma Volante konstruiert und fertigt sämtliche Verkleidungen – vom Fußboden bis zur Decke, von der Seiten- bis zur Stirnwand. Hinzu kommen Verkleidungen für Schränke und Gepäckablagen, Ruheräume, WCs und Kabinen, Tische in verschiedenen Varianten, Businessabteile oder das Cockpit. „In den Luxuszügen gibt es eine eigene Cocktailbar“, ergänzt Sperber. „Manche Züge verfügen sogar über ein eigenes Kinderabteil mit vielen schönen Details.“

Spezialist für die Schiene

Neue Trends verändern das Geschäft bei Volante, doch seinem Kernmaterial ist das Familienunternehmen bis heute treu geblieben: Holz ist die Basis für die meisten hergestellten Produkte. Erich Sperber ist selbst Schreinermeister. 1998 gründete er Volante aus einer Schreinerei heraus und spezialisierte sich auf die Ausstattung von Schienenfahrzeugen. Volante entwickelte sich stetig weiter, erwarb Zertifizierungen, die in der Branche notwendig sind – vom Qualitätsmanagement über die Schweiß- und Klebenorm bis hin zum Brandschutz. „Gerade der Brandschutz ist für uns ein zentrales Thema“, betont Michael Sperber. „Wir investieren jährlich in Brandtests, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten.“

Erfolgreicher Generationenwechsel

Ein weiterer Meilenstein im Unternehmen war der Einstieg von Junior-Chef Michael Sperber. Seit 2016 leiten Vater und Sohn den Familienbetrieb gemeinsam. „Damals fehlte eine digitale Unterstützung in den Prozessen. Das wollte ich ändern“, erinnert sich Michael Sperber. Vor seinem Einstieg in die Firma studierte er Holztechnik und arbeitete in der Beratung. Diese Erfahrungen halfen ihm, das eigene Familienunternehmen zu strukturieren und zu digitalisieren.
„Wir haben inzwischen viele Abläufe optimiert und automatisiert.“ Statt Excel-Tabellen arbeitet Volante heute mit einem modernen ERP-System. In der Konstruktion ist die Arbeit mit 3D-Modellen mittlerweile selbstverständlich. „Digitalisierung ist für uns kein Selbstzweck, aber ein wichtiges Werkzeug, um effizienter zu arbeiten“, betont Michael Sperber.
„Wir setzen viel daran, dass unsere Mitarbeitenden sich bei uns wohl und wertgeschätzt fühlen.“

Michael Sperber

In der Region verwurzelt

Heute beschäftigt Volante rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wir fühlen uns mit der Oberpfalz und den Menschen hier sehr verbunden“, sagt Michael Sperber. Diese Nahbarkeit komme in der Belegschaft gut an: Die meisten Mitarbeitenden blieben dem Familienbetrieb über viele Jahre hinweg treu. Statt in Recruiting-Maßnahmen investiere Volante in die Mitarbeiterbindung: „Wir setzen viel daran, dass unsere Mitarbeitenden sich bei uns wohl und wertgeschätzt fühlen.“ Benefits wie Tankgutscheine, Zuschüsse zur Altersvorsorge oder eine Unfallversicherung sind daher selbstverständlich. Eine Besonderheit im Unternehmen seien die Gesundheitstage, an denen die Mitarbeitenden unter anderem ein Hautscreening durchführen lassen können. Im Betrieb spielt auch die Ausbildung eine wichtige Rolle – zum Beispiel zum technischen Produktdesigner oder zum Schreiner. „Unsere Talente gewinnen wir häufig über die Ferienarbeit, denn der persönliche Kontakt ist wichtig“, sagt Michael Sperber. „Andere schreiben bei uns ihre Bachelor- oder Masterarbeit und wechseln dann in unseren Betrieb.“ Im Herbst 2025 startet zudem der erste duale Student bei Volante.

Freude am Experimentieren

„Wachstum passiert bei uns organisch“, sagt Michael Sperber. „Aber dafür müssen wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Dazu seien zum Beispiel neue Produktideen und Materialien nötig. Erst vor etwa eineinhalb Jahren entwickelte Volante ein neues Beschichtungsmaterial. „Wir verstehen uns als Praktiker und wollten für unsere Kunden eine gute Lösung finden, die den Projektanforderungen gerecht wird“, betont Sperber. Deshalb habe das Team zum Beispiel eine eigene Klimakammer gebaut, um das Material unter verschiedenen Bedingungen zu testen. Auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Kunden fragen teilweise sogar gezielt nach nachhaltigen Lösungen. Deshalb achte Volante beispielsweise darauf, ressourcenschonend zu arbeiten: „Wir wollen Reststoffe reduzieren oder wiederverwerten“, erzählt Michael Sperber.

Umzug ins neue Firmengebäude

Um weiteres Wachstum zu ermöglichen, hat Volante kürzlich ein neues Firmengebäude gebaut. Auch dabei spielte Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Eine leistungsstarke Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie ein Batteriespeicher sorgen dafür, dass der Eigenverbrauch an Strom weitestgehend gedeckt ist. Bisher war die Produktion von Volante auf mehrere Standorte verteilt. Das soll sich durch den Neubau ändern. Die neue Produktionshalle vereint bereits große Teile der Fertigung unter einem Dach und bietet zudem vielfältige Erweiterungsmöglichkeiten: „Mit dem neuen Firmengebäude wollten wir nicht nur mehr Platz schaffen, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft setzen“, sagt Michael Sperber. „Denn Stillstand kommt für uns nicht infrage.“
Autorin: Iris Jilke